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Training am Glas

Training am Glas

Bernhard Meßmer gibt in seinem Münchner Laden seit zehn Jahren Wein-Seminare

München – Bernhard Meßmer hat nun also doch zurückgefunden. Eigentlich war der Lebensweg des heute 41-Jährigen vorgezeichnet, er sollte einmal das Weingut der Eltern in der Pfalz übernehmen. Doch zunächst hatte der Mann ganz andere Pläne, machte eine Ausbildung zum Industriekaufmann, studierte BWL in Berlin, arbeitete bei einer Internetfirma und in München in einem Verlag. Nun beschäftigt er sich seit einigen Jahren allerdings wieder mit Wein und in seinen Seminaren „ einfach geniessen “ im Glockenbachviertel mit der Frage, wie man am besten mit diesem Getränk umgeht.

Herr Meßmer, wie genießt man denn „ einfach “?

Meßmer: Wir wollen den Leuten Wissen vermitteln, damit sie emanzipierter mit Wein umgehen können und dann letztendlich auch mehr Spaß damit haben. Wir sehen unsere Seminare als eine bezahlte Dienstleistung. Die Gäste bekommen also einen genussreichen Abend mit vielen Informationen rund um das Thema Wein, werden dann aber nicht zum Kaufen genötigt.

Was fasziniert Sie an dem Thema?

Dass Wein greifbar ist, wenn man trainiert und weiß, worauf es ankommt, oder dass man Wein blind erkennen kann. Das geht mit der Farbe los. Hier kann man einige Rebsorten durch die Farbe ausschließen und das Alter schätzen. Vom Geruch her sind es zum Beispiel im Rotwein eher schwarze Früchte oder eher rote? Wirkt er eher warm, also gekocht oder marmeladig? Das spricht für eine heiße Region. Oder erscheint er eher kühl? Hat er viel vom Boden, also erinnert er an nasse Steine, dann ist er mineralisch und eventuell aus einer kühlen Region.

Die Fragen beantworten Sie alle in Ihren Seminaren.

Ja, man kann da beliebig viele stellen, etwa: Hat der Wein viel Säure oder wenig? Wie ist das Tannin? Viel oder wenig? Und wie ist der Abgang. Je länger, desto besser! Also dass man auf diese Weise Weine beschreiben und bestimmen kann.

Mit „ einfach geniessen “ starteten Sie vor zehn Jahren. Aber der Wein war Ihnen sozusagen in die Wiege gelegt. Was ist denn Ihre erste Erinnerung an Wein?

Der Weinberg, die Feldarbeit. Die alten Frauen mit runzeligen Gesichtern, die im Frühjahr geholfen haben, das Rebholz anzubinden. Da war ich immer mit dabei, da muss ich vier gewesen sein. Spektakulär war das Ausstrahlen der Fässer mit einem Dampfstrahler. Das musste ich immer machen, weil ich als Kleinster gut in die Fässer reinkam. Wobei, ich war ein ziemlich dickes Kind.

Und wann haben Sie Wein zum ersten Mal getrunken?

Die ersten Male richtig Wein getrunken habe ich für einen Winzersohn eigentlich relativ spät, nämlich erst als Jugendlicher, auf den Weinfesten. Als Pfälzer trinkt man dort ja aus Schoppen, das sind diese Halblitergläser. Hört sich für einen Bayer schrecklich an, oder? Das hat man geteilt, das ging immer so durch die Runde. Und das hat mit Genuss eigentlich auch nicht viel zu tun.

Nach der Schule hatten Sie aber erst mal keine Lust, auf dem Gut in der Pfalz zu bleiben.

Nein, nicht unbedingt. Mein ältester Bruder hat das gemacht, und ich als viertes Kind hatte die Möglichkeit, mich frei zu bewegen. Dann habe ich erst mal eine Ausbildung als Industriekaufmann gemacht, ganz solide, in Landau, bei Mercedes. Und im Anschluss noch ein Jahr dort gearbeitet.

Es wäre wohl nicht so schwer gewesen, dort auch weiter zu arbeiten .

Klar. Aber da schien mir alles schon so endlich. Ich war 23 damals und wollte nicht überlegen: Mensch, was für einen Teppich legst du dir jetzt ins Wohnzimmer? Oder nimmst du doch die Ledercouch? Ich wollte noch was erleben, und da kam Berlin gerade recht, dort studierte ich BWL.

Der Wein rückte da wahrscheinlich etwas in den Hintergrund, als Student trinkt man ja oft eher Bier.

Ja, wobei der größte Spaß einmal war, dass ich auf eine Party kam, niemanden kannte und im Kühlschrank eine Flasche Meßmer-Wein fand.

Und nach dem Studium haben Sie sich auf Ihre Wein-Wurzeln besonnen.

Ich habe erst einmal überlegt: Was kann ich sehr gut? Was interessiert mich? Was ist vielleicht am realistischsten umzusetzen? So kam ich auf das Thema Wein, und je mehr ich mich damit beschäftigt habe, umso spannender fand ich das und kam immer mehr auf die Weinseminare.

Sie kannten sich nun schon ein wenig mit der Materie aus – aber hat das nicht trotzdem viel Mut gebraucht damals? Hatten Sie nie Zweifel?

Ehrlich gesagt war ich dafür zu beschäftigt. Am Anfang habe ich ein Konzept ausgearbeitet, und dann kamen meine ganzen Freunde in die Seminare, damit ich Praxiserfahrung sammle. Und dann hat sich tatsächlich eines Tages jemand angemeldet! Ein Fremder, der Geld dafür bezahlte, dann noch jemand und noch jemand, so hat sich das langsam entwickelt. Und heute ist „ einfach geniessen “ Münchens größte Wein- und Whisky-Schule.

Haben Sie es denn jemals bereut, nicht auf dem Weingut in der Pfalz geblieben zu sein?

Nicht wirklich. Ich fühle mich hier in München sehr wohl. Ich werde inzwischen schon von Sommeliers, die ich nicht persönlich kenne, weiterempfohlen – das ist toll, ein Traum.

INTERVIEW: PATRICK HEMMINGER

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